Kranichsteiner Straße · Darmstadt
Fertigstellung: 2017
Mitarbeiter: Nadine Ressel
Auftraggeber: Ramona Buxbaum
Auszeichnungen:
KfW Award Bauen 2021 · Kategorie Bauen im Bestand für das ehemalige Forstgehöft
Das Forsthaus Hirschköpfe flankiert unmittelbar die Südseite der Dieburger Straße am Rande des Stadtgebietes von Darmstadt.
Es wurde nach den beiden Hirschköpfen auf den Pfeilern des ehemaligen Falltores benannt, welche die Dieburger Straße links und rechts flankieren und in Richtung Darmstadt schauen.
Das rückwärtige Wirtschaftsgebäude ist durch einen gepflasterten Hof getrennt und bildet mit dem Forsthaus als Hauptgebäude eine Gesamtanlage.
Das Wohn- und Dienstgebäude erhebt sich straßenparallel auf rechteckigem Grundriss über einer verputzten Sockelzone.
Es handelt sich um einen eingeschossigen Putzbau aus Bruchsteinmauerwerk mit ausgebautem, sich über einem Kniestock erhebenden Dachgeschoss, das als holzverschindeltes Dachgeschoss in Fachwerkbauweise errichtet worden ist.
Sowohl das Erdgeschoss als auch der Sockel sind durch Eckquaderungen aus Sandstein akzentuiert, aus Sandstein bestehen auch die Architekturgliederungen in Form der Fenster- und Türgewände sowie des Sockelgesimses.
Die Eingangszone mit der erhaltenen bauzeitlichen Haustüre ist hofseitig ausgerichtet und befindet sich an der Gebäuderückseite.
Ziel der energetischen Sanierung war es, das denkmalgeschützte Forsthaus Hirschköpfe in seinen ursprünglichen Zustand als Wohn- und Dienstsitz des Revierförsters zu erhalten und zu modernisieren.
Der Erhalt und die Aufarbeitung der Grundsubstanz wurden unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes und auf Grundlage eines restauratorischen Befundes durchgeführt.
Aufgrund der Beprobung einzelner Bauteile und historischer Bilder wurde der Außen- und Innenbereich untersucht. Die freigelegten Farben der Bauelemente wurden mit einem Farbscan analysiert und in ein modernes Farbsystem übertragen.
Bei der Sanierung des Forsthauses wurde streng darauf geachtet, das äußere und innere Erscheinungsbild in seiner ursprünglichen Farbigkeit wieder herzustellen.
Alte Holzelemente im Außen- und Innenbereich, wie Fenster, Balkon, Holzböden, sowie die bauzeitliche Treppenanlage und Türen wurden von alten Lackschichten befreit und aufgearbeitet.
Die historischen, sprossengegliederten Kassettenfenster im Erdgeschoß wurden auf der Innenseite mit modernen Fenstern als Kastenfenster ausgebildet.
Mit umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen wie Wärmedämmarbeiten und neuer Installation, etc. wurde das denkmalgeschützte Forsthaus Hirschköpfe behutsam energetisch und gestalterisch modernisiert.
Veröffentlicht:
Die Anlage des ehemaligen Forstdienstgehöftes besteht aus einem Ensemble mit drei Gebäuden auf 6.600 qm Grundstücksfläche und wird 2-seitig durch den Waldrand begrenzt. Es handelt sich beim Forsthaus (Vorderhaus) um einen Putzbau, das Scheunengebäude ist ein Massivbau aus Bruchsteinmauerwerk mit eindrucksvollem Holzdachstuhl und das Werkstattgebäude ist ein Holzgebäude mit Fachwerkkonstruktion und Holzbretterschalung. Ziel war es, die drei Gebäude dieses Ensembles in ihrer Charakteristik zu erhalten und sie durch die Sanierung neu zu beleben sowie den ursprünglichen Zustand hinsichtlich der denkmalgeschützten Gebäude als auch der Freiflächen als erstes Haus, am Laubmischwald gelegen, von Streuobstwiesen umgeben, wieder herzustellen. Der Erhalt und Aufarbeitung der Grundsubstanz wurden unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes durchgeführt.
1. Forsthaus
Bei der Sanierung des Forsthauses ( Vorderhaus ), in dem sich mein Architekturbüro befindet, wurde streng darauf geachtet, das äußere Erscheinungsbild wieder herzustellen. Damschauflerköpfe, die ursprünglich an der Straßenfassade waren, wurden nachgebildet und krönen wieder die Straßenansicht. Im Innenbereich wurden alte Holzelemente, wie Holzboden und die -treppe von Lackschichten befreit und aufgearbeitet, der vorhandene Kachelofen wurde behutsam wieder Instand gesetzt. Ziel des Farbkonzepts war die Rückführung in die ursprüngliche historische Farbigkeit des Falltorhauses, das umgeben von Streuobstwiesen vor dem Waldrand stand. Aufgrund der Gouasche von Ernst August Schnittspahn des Falltorhauses wurde ein restauratorischer Befund durchgeführt. Als freigelegte Farbe des Putzes kam ein lichter Ockerton zum Vorschein, der mit einem Farbscan analysiert und in ein modernes Farbsystem übertragen wurde. In Analogie zum Farbkonzept des Jagdschlosses Kranichstein wurden die Fenstergesimse und Fensterläden in Kieselgrau gefärbt und die Fenster weiß beschichtet.
2. Scheune
Bei der Umgestaltung des Scheunen-/ Stallgebäudes in ein Wohnhaus wurde die äußere historische Hülle erhalten, während das „Innenleben“ sehr frei interpretiert und der neuen Nutzung ( Wohnen) zugeführt. Das Scheunen-/ Stallgebäude war weiß geputzt und wurde in ihren ursprünglichen Zustand aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk, wieder zurückgeführt. Im Innenraum blieb das Bruchsteinmauerwerk erhalten und prägt den großen Innenraum, der von Zwischendecken, Trennwänden und Einbauten, die nachträglich zugefügt wurden, befreit. Das Holzwerk der Dachkonstruktion wurde ebenfalls freigelegt und herausgestellt sowie um neue Einbauten, wie Treppe und Galerieerweiterung ergänzt. Das Abbruchmaterial (Bruchstein und Sandstein) wurde an anderer Stelle wieder eingebaut. Die Dachziegel wurden abgedeckt, zwischengelagert und wieder verwendet. Die Fenstergesimse aus rotem Sandstein wurden von Farbschichten befreit. Ein roh belassener Dielenboden aus Roteiche harmoniert mit der historischen Raumhülle aus Bruchstein. Ehemalige Futtertröge haben ihren Platz im Bad als Waschbecken gefunden.
3. Werkstatt
Bei der Sanierung der Werkstatt in ein Wohnhaus wurde in Abstimmung mit der Denkmalpflege festgelegt, das historische Innenleben mit seiner spezifischen Raumatmosphäre eines Holzhauses mit Fachwerkkonstruktion und außen liegender Bretterverschalung, die den Innenraum prägt, zu bewahren. Der neue Fassadenaufbau wurde auf die bestehende Fachwerkkonstruktion mit außen liegender Dämmung, Dämmständern und neuer Holzverschalung angebracht und farblich dem Bestand angeglichen. Die neue Holzverschalung wurde nach dem Leitbild der bestehenden Fassade mit Brettern unterschiedlicher Breite ausgeführt. Die Dachziegel wurden abgedeckt, zwischengelagert und nach der Aufsparrendämmung auf dem bestehenden Holzdachstuhl wieder verwendet. Eine alte historische Werkbank wurde aufgearbeitet und findet nun ihren Platz im Bad als Waschtisch.
Das Kranichsteiner Falltorhaus ist als Kulturdenkmal in Verbindung mit dem Jagdschloß Kranichstein von überregionaler Bedeutung und trägt in erheblichen Maße zur kulturellen Bedeutung der Stadt bei. Der historische Zustand ist durch eine Gouasche des Darmstädter Hofmalers Ernst August Schnittspahn (1795-1882), durch Ansichten von Darmstadt zur Biedermeierzeit bekannt. Es wurde um 1830 als jüngstes Falltorhaus in Form eines Gebäudeensembles gegenüber des Jagdschlosses erbaut. Um 1870 wurde es zu einer Revierförsterei umgewandelt, im Zuge der Forstreform wurde es aufgegeben und 2013 verkauft. Das ehemalige Forstdienstgehöft steht auf einem großen Grundstück. Direkt an der Straße liegt das Wohn- und Dienstgebäude des Försters, ein adretter Bau, verputzt, 2-geschossig. Dahinter folgt der Hof, der von einem Scheunen- / Stallgebäude aus unverputztem Bruchstein abgeschlossen wird. Der bauliche und Materialaufwand wiederspiegeln die Wertigkeit der Gebäude. Im Garten befindet sich ein hölzerner Schuppen. Die Bauherrin und Architektin Ramona Buxbaum, hat im Jahr 2014 das Kranichsteiner Falltorhaus trotz des schlechten Gebäudezustands gekauft. Der enorme Aufwand an den notwendigen Instandsetzungen und Wiederherstellungen waren ihr durchaus bekannt. Mit großer Beharrlichkeit, mit weit über das gebotene hinausgehende Engagement und mit viel Feingefühl für den historischen Zeugniswert hat Frau Buxbaum das ursprüngliche Erscheinungsbild des Falltorhauses nach der Gouasche von Schnittspahn wieder hergestellt. Anders als bei einem Neubau erfordert ein Umbau besonderes Fingerspitzengefühl im Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz. Das gilt in besonderem Maß bei einem denkmalgeschützten Objekt. Wenn nun der glückliche und seltene Fall eintritt, dass Architekt und Bauherr ein und dieselbe Person sind, dann sind die Voraussetzungen gegeben auch ungewöhnliche Lösungen zu realisieren. Im ehemaligen Falltor- bzw. Forsthaus befindet sich heute das Architekturbüro "ramona buxbaum architekten". Die Außenfassade wurde nach historischem Vorbild saniert. Historische Elemente, wie Holzböden und Holzoberflächen wurden freigelegt und aufgearbeitet. Mit viel Liebe zum Detail wurde die Einzigartigkeit des Forsthauses wieder zur Geltung gebracht (Dammschauflerköpfe). Im Scheunen- / Stallgebäude befindet sich das Wohnhaus der Architektin. Das Bruchsteinmauerwerk wurde von Putz befreit und aufgearbeitet. Der Holzdachstuhl wurde freigelegt. Ehemalige Futtertröge haben ihren Platz im Bad als Waschbecken gefunden. Der Vorplatz zur Kontrolle des Waldzugangs wurde durch veränderte Nutzungsanforderungen dem Garten zugeschlagen. Der Vorplatz wurde behutsam nach dem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder hergestellt, eine Baumreihe entlang der Kranichsteiner Straße und die ursprünglich vorhandene Streuobstwiese wurden wieder hergestellt.