Koblenzer Straße 8 · Darmstadt
Fertigstellung: 2004
Mitarbeiter: Philipp Riemschneider (PA), Astrid Wuttke, Rodolfo Tarulli, Nadine Ressel
Auftraggeber: Wissenschaftsstadt Darmstadt
Kunst am Bau: Florian Baudrexel, Berlin
Auszeichnungen:
Veröffentlichungen:
Die bestehende Grundschule aus den 70er Jahren ist um 5 Klassenräume, 2 Gruppenräume, Nebenräume, eine behindertengerechte Aufzugsanlage
und ein Behinderten-WC erweitert worden.
Der Altbau, mit Betonfertigteilen errichtet, hat einen einfachen Grundriss mit Klassenräumen, die sich um ein innenliegendes Atrium gruppieren.
Er erweist sich auch nach 30 Jahren als sehr geeignet für die Schulnutzung. Da der bestehende Bau erweitert wurde und die Nutzung identisch ist, besteht kein Anlass in Material und Gestus ein völlig neuartiges, architektonisches Thema zu entwickeln, d. h. die Architekten vertreten die Position des „sinngemäßen Weiterbauens“.
Das bestehende Schulgebäude gibt die Materialität, den Maßstab und den räumlichen Rahmen vor, in den sich der Neubau einfügt. Ausrichtung, Bauflucht und Höhe wurden übernommen.
In der Gliederung der Fassade, der Behandlung der Betonoberfläche und der Detailausbildung erweist er sich als zeitgenössischen Interpretation aus. Im Gegensatz zum Altbau, bei dem Tragen und Begrenzen in einer Ebene stattfindet, erfolgte beim Erweiterungsbau eine Differenzierung dieser Funktionen, die neuen Betonfertigteile fungieren als tragendes Rahmengerüst, in das ein Baukörper aus Glas und Holz eingestellt ist.
Eine Besonderheit besteht darin wie diese Schichten räumlich zueinander stehen. Es entstanden differenzierte Räume, die den Übergang zwischen Innen- und Außenräumen formulieren.
Der kompakte Baukörper stellt durch seine geringe Außenfläche ein ökologisch günstiges Gebäudekonzept dar, das durch die Pufferwirkung der außenliegenden Flure und Treppenhäuser unterstützt wird.
Die Nordausrichtung der Klassenräume bewirkt eine gleichmäßige und blendfreie Belichtung.
In die Südfassade ist die erste fassadenintegriete Photovoltaikanlage eingebaut, die von die NaturPur Energie AG realisiert wurde.
Die Solaranlage leistet durch die in die Fassade integrierten semitransparenten Solarmodule eine weitere Funktion: sie gewährleistet den Sonnenschutz des dahinterliegenden Innenraumes, in dem die Energie vor der Fassade bereits in Strom ungewandelt wird. Die Solaranlage ist dadurch auch von innen erlebbar.
Die erzeugte Strommenge von 600 Kilowattstunde pro Jahr entspricht 25 % des Strombedarfes eines Durchschnitthaushaltes pro Jahr.
Die 70er Jahre wurden auch bei der Farbgebung kommentiert:
Als damals die Betonfertigteilbauten auf die Dauer als zu trist empfunden wurden, versuchte man dies mit dem Einsatz von Farbe zu beleben. Typisch für die Zeit waren Grüntöne, insbesondere Olivgrün und das allgegenwärtige Orange. Beide Farben wurden beim Erweiterungsbau im Foyerbereich verwendet, allerdings in einer frischeren und weniger abgetönten Form als vor 30 Jahren.
Eingebunden in die architektonische Konzeption ist die Arbeit des Berliner Künstlers Florian Baudrexel, der die grüne Leitwand und zwei Wandbilder auf den Flurwänden gestaltet hat. Seine Arbeit nimmt Bezug auf das in den 70er Jahren sehr beliebte Kinderspiel der Spirographen-Zeichnungen. Bestimmendes Element in der Außenwirkung ist die grüne Leitwand, die sich über die beiden Geschosse erstreckt und somit oben und unten verbindet. Es wurden Ausschnitte einer spirographischen Linienzeichnung – im Maßstab stark vergrößert – zur Vorlage eines geschossübergreifenden Wandbildes genommen. Mittels übergroßer Spirographen wurden vom Künstler vielfarbige dynamische Linienzeichnungen vor Ort an 2 Flurwänden gefertigt, die die Wandflächen in der ganzen Ausdehnung prägen.